Bevor die Filme sprechen lernten, wurde dazu gespielt. Karen Schlimp improvisiert mit verschiedenen Musikern zu Filmen von gestern Musik von heute.
Karen Schlimp’s Projekt „Neue Musik zu alten Filmen“ ist improvisierte Musik live gespielt zu Stummfilmen.
Als die Filme noch keinen Ton hatten, waren sie noch lange nicht stumm. Es wurde dazu Musik gespielt. Die Tradition der Stummfilmbegleitung war großteils Begleitmusik auf Basis von Standardmotiven. Daneben entstanden mehrere Werke komponierter Musik.
Karen Schlimp lässt diese Tradition wieder lebendig werden, aber anders als damals: „Einerseits bleibe ich im Dienste des Filmes. Dazu muss ich mich anpassen an den Film mit der Epoche, in der er spielt, und seinem Stil. Andererseits bringe ich neue Musikstile ein: Wir leben im 21. Jahrhundert und haben ein offeneres Musikverständnis. Da spielen wir genauso präpariertes Klavier, atonale Musik und eigens komponierte Jazznummern.“
Das Besondere an ihrem Konzept ist, dass sie Musik improvisiert. Damit geht sie näher und unmittelbarer auf den Film, das Publikum und die Stimmung ein. Jede Aufführung ist anders.
Partner und Instrumente zum Film
Fast immer sucht sich Karen Schlimp zum Begleiten Partner. „Ich habe mehr Klangfarben, man inspiriert sich beim Improvisieren gegenseitig, und ich bringe immer wieder bekannte Musiker in ungewöhnliches Ambiente“. Auch die Wahl der Instrumente richtet sich nach dem Film: Die Cowboykommödie „Go West“ wird mit Banjo bespielt. Hauptthema des expressionistischen Films „Das Kabinett des Dr. Caligari“ ist der dünne Grat zwischen Verrücktheit und Normalität, zwischen Wahn und Wirklichkeit. Zu diesem Film erklingen präparierte und „normale“ Klavierklänge.
Die Partner von Karen Schlimp sind meist keine unbekannten. „Der Andalusische Hund“ und „Das Goldene Zeitalter“ spielte sie zum Beispiel mit Renald Deppe, Den „Balletterzherzog“ mit Cordula Boesze („Das Boesze Salonorchester“). Häufige Partnerin ist die Cellistin Magdalena König.
Seit 2001 kuratiert, organisiert und bespielt Karen Schlimp die Reihe „Neue Musik zu alten Filmen“. Von ihr initiiert und entwickelt spielen regelmäßig in der Wintersaison verschiedene Musiker.
„Ballet Méchanique“ und „Un chien anadalou“: DIE zwei besten Filme der dadaistischen Filmkunst der 30er-Jahre.
16.1.2012, 20:30, Café Cinematograph Linz:
Der Cinematograph bringt zwei der herausragendensten Beispiele des Dadaismus der 20er-Jahre: „Ballet Mechanique“ (George Antheil und Fernand Leger, 1924) wurde ein Skandal und ein Erfolg zugleich (mehr Info); und der Film „Un chien Andalou“ (Luis Buñuel und Salvador Dalí, 1928, mehr Info).
Die Musik zu den Stummfilmen interpretiert die Filme in der Tradition von heute neu. Es spielen …
- Karen Schlimp: Präpariertes Klavier und diverse Klangerzeuger
- Günther Gessert: Theremin
Ort: Cinematograph, Obere Donaulände 51, 4020 Linz (mehr Info)
Klassiker und seltene Werke von den Ikonen des Stummfilms
2009-10
Do 18.03.10 – Sa 20.03.10 20:30: Otto Rippert 1919: Die Pest in Florenz
„Die Pest in Florenz“ (1919; R: Otto Rippert) zählt zu einem der bedeutendsten deutschsprachigen Kinofilme. Mitautor des Drehbuches übrigens: Edgar Allan Poe.
Es spielen dazu experimentelle zeitgenössische Livemusik:
- Karen Schlimp (Klavier)
- Petra Wurz (Blockflöten)
- Julia Noa Fischer (Stimme, Keyboard)
Do 148.01.10 – Sa 16.01.10 20:30: Luis Trenker 1923: Berg des Schicksals
Eigentlich sollte Luis Trenker ja nur beraten. Als sich herausstellte, dass der Hauptdarsteller nicht klettern konnte, sprang er kurzerhand ein und machte so seinen ersten Bergfilm. Das Motiv wie zu erwarten: Starke, junge, schöne Männer versuchen den Berg und bezwingen ihn – um anschließend zu unterliegen. Eine Kooperation mit dem Alpenverein TK Linz.
Es spielen dazu zeitgenössiche Livemusik und alte Hadern:
- Karen Schlimp (Klavier)
- Elisabeth Lass (Geige)
2008-09
Do 20.11.08 – Sa 22.11.08 20:30: Robert Wiene 1920: Das Kabinett des Dr. Caligari
Der expressionistische Stummfilm von Robert Wiene „Das Kabinett des Dr. Caligari“ gilt als einer der Meilensteine der Filmgeschichte. Berühmt wurde das Werk durch den außergewöhnlichen, neuartigen Stil, der gemalte und gebaute, grotesk verzerrte Kulissen mit kontrastreicher Beleuchtung und gemaltem Licht und Schatten kombinierte.
Der Film wird begleitet mit ebenso ausgefallener zeitgenössischer Musik:
- Karen Schlimp: Präpariertes Klavier, Waterphone
- Günther Tessert: Theremin
Do 12.03.09 – So 15.03.09: Ernst Lubitsch 1920: Anna Boleyn
Ein Prestige-Epos für die deutsche Filmindustrie, um zu zeigen, dass man im Genre des Historienfilms international mithalten kann, schreibt film.at über den Film. Heinrich VIII. lässt sich für Anna Boleyn scheiden. Als er aber mit ihr keinen Thronfolger bekommt, wendet sich das Blatt schnell und Köpfe rollen.
Zum alten Film gibt es barocke und neue Musik:
- Karen Schlimp (Klavier)
- Magdalena König (Cello)
2007-08
Do 13.03.08 – Sa 15.03.08: F.W. Murnau 1926: Faust
Nach seinen Meisterwerken „Nosferatu“ und „Der letzte Mann“ wendete F. W. Murnau sich dem Faust-Stoff zu und schuf einen der aufwändigsten und technisch innovativsten Filme des deutschen Expressionismus. Murnau leistet auf diesem Gebiet Pionierarbeit. (Filmzentrale über Faust)
Karen Schlimp (präpariertes Klavier, Waterphone) improvisiert mit Klaus Hollinez (Elektronik, Radioapparate) und setzt den alten Film in einen neuen, zeitgenössischen Kontext.
2006-07
Di 24.04.07 – Sa 28.04.07: Charly Chaplin 1925: Der Goldrausch
Der Klassiker des tragikomischen Films, inklusive Melone, Schnauzbart, Sparzierstock und verspeisten Schuhen. Zum Film gibt es Jazzstandards, Selbstkomponiertes und zeitgenössische Klänge.
- Karen Schlimp – Klavier
- Wolfgang Weissengruber – Saxophon
Di 16.01.07 – So 21.1.07: F.W. Murnau 1925: Tartüff
Ein alter Ratsherr wird von seiner Haushälterin gepflegt. Doch hinter der Fürsorge steckt der scheinheilige Plan, das komplette Vermögen des alten Herren zu erben. Als der Enkel des Herren auftaucht, wird es turbulent. Nach einer Komödie von Molière. Der spannende Film wird instrumentiert im Spannungsfeld zwischen barocken Grounds und zeitgenössischen Klanggebilden.
Es spielt das Duo RefleXions:
- Petra Wurz – div. Blockflöten
- Karen Schlimp – präpariertes Klavier
2005-06
Di 18.10.2005 – Sa 22.10.2005: Ernst Lubitsch 1918: Die Augen der Mumie Ma
Der im orientalischen Stil gedrehte Film wird begleitet von orientalischen Instrumenten, Melodien, Skalen und Rhythmen.
- Nariman Hodjati / persische Laute (Tar)
- Karen Schlimp / indisches Harmonium, Bambusquerflöte, Klavier.
IMDB zu diesem Film / Wikipedia über Ernst Lubitsch
Di 22.11.2005 – Sa 26.11.05: Georges Méliès: Kurzfilme 1902-1911
Georges Méliès ist an sich schon ein verrückter Kerl: Magier, Schauspieler, Theaterdirektor und Produzent in einer Person. Mit den frühen Kurzfilmen (Die Reise zum Mond, Die Fee Carabosse, Die Alpträume des Baron Münchhausen, Der Palast von 1001 Nacht, Der Tunnel unter dem Ärmelkanal) geht Méliès tief in das Genre der Phantasie – manchmal so weit, dass man nicht recht weiß, was man dort soll. Phantasievoll auch die Begleitung: Jeder Film erhält einen anderen Stil: Barock, klassisch, impressionistisch, jazzig, orientalisch. Der Alptraum ist – dem Klischee gemäß – zeitgenössisch.
- Magdalena König / Cello,
- Karen Schlimp / Klavier, chinesische Flöte, Tambura, diverse Klangerzeuger.
So 26.1.2006 Filmfrühstück: Paul Wegener 1920: Der Golem, wie er in die Welt kam
Paul Wegener war von der jüdischen Golem-Legende fasziniert und drehte gleich drei Filme darüber. Dieser ist „der perfekte Begleiter des ’Kabinett des Dr. Caligari’“ und ein Meilenstein des expressionistischen Films, schreibt die IMDB.
- Steven Garling (Perkussionist aus Berlin),
- Irene Kepl / Violine
- Karen Schlimp / präpariertes Klavier und Flöten
Di 14.3.2006 – Sa 18.3.2006: Ewald André Dupont 1923: Das alte Gesetz
Baruch Mayr, Sohn eines orthodoxen Rabbi eines kleinen Stetl in Galizien, will Schauspieler werden und bricht mit der Tradition seiner Familie. Sein Vater verweist ihm des Hauses und will auch später nichts von ihm wissen. Eine tragische Geschichte harter Gesetze (Wikipedia zu Ewald André Dupont). Begleitet wird der Film mit vielen traditionellen jüdischen Liedern und Melodien und darauf aufbauenden ethnischen Improvisationen.
- Christoph Althoff / Klavier, Flöten, Gesang, Gitarre
- Karen Schlimp / Klavier, Flöten, Gesang.
2004-05
Modern Times (1936, Charlie Chaplin) begleitet von Peter Tavernaro (Oboe, Englischhorn) und Karen Schlimp (präpariertes Klavier)
Der müde Tod (1921, Fritz Lang): begleitet von Irene Kepl (Violine) und Karen Schlimp (Klavier).
Madame Dubarry (1919, Ernst Lubitsch): eine Film über französische Revolution mit französischer Barockmusik und freier zeitgenössischer Musik und Percussion. Karen Schlimp (Klavier, Percussion) und Magdalena König (Cello, Percussion)
Tagebuch einer Verlorenen (1921, Wilhelm Papst) ; mit Nina Polaschegg (Kontrabass) und Karen Schlimp (Klavier)
2003-04
Kurzfilmkaleidoskop: Mit Tanzperformance von IDA (Institute of Dance Arts, Linz) und Musik von Magdalena König (Cello), Petra Wurz (Blockflöten) und Karen Schlimp (Klavier).
Nosferatu (1921/22, Bram Stoker): Karen Schlimp (Klavier) und Irene Kepl (Violine); zeitgenössische Klänge und rumänische Tänze
Der Ballett-Erzherzog: (1926, Max Neufeld) mit orginaler Balettmusik, verfremdet von Cordula Boesze (Querflöte, Piccolo) und Karen Schlimp (Klavier)
Der andalusische Hund: (1929, Luis Buñel): Der expressionistische Klassiker klingt mit präpariertem Klavier und Klarinette (Karen Schlimp und Renald Deppe)
Das Goldene Zeitalter (1930, Luis Buñel): Ein weiterer expressionistischer Film, ebenfalls mit präpariertem Klavier und Klarinette (Karen Schlimp und Renald Deppe)
Kinderkino – Die Heuschrecke und die Ameise: Kinder des „Künstlerischen Basisstudiums“ der Bruckneruniversität musizieren unter der Leitung von Karen Schlimp.
2002-03
Das Kabinett des Dr. Caligari (1919/20, R: Robert Wiene): Über den expressionisstischen Klassiker schrieb Kurt Tucholsky „Ein Mord wird sichtbar – als Schattenspiel an einer grauen Wand. Und zeigt wieder, wie das Geahnte schrecklicher ist als alles Gezeigte.“ Karen Schlimp (präpariertes Klavier). Wikipedia zu diesem Film / IMDB zu diesem Film
Prinz Achmed (1926, Lotte Reininger): Das orientalische Scherenschnittmärchen wird begleitet von persischer Musik mit Nariman Hodjati (Taar/persische Laute) und Karen Schlimp (Klavier). Die von Ing. Peter Kumpfmiller aufgenommene Filmmusik gibt es auf CD im Cinematograph
Die Puppe (1919, Ernst Lubitsch): Der bösartige Anschlag auf die Lachmuskeln wird begleitet mit barocker und klassischer Improvisation von Magdalena König (Cello) und Karen Schlimp (Klavier, diverse Klangerzeuger).
3 Ages (1923, Buster Keaton) Die verrückte Zeitreise begleiten Karen Schlimp (Klavier, Percussion, diverse Flöten und andere Klangerzeuger) und Wolfgang Weissengruber (Saxophon).
Faust (1926, Friedrich Murnau): mit Bernhard Hahnreich (Didgeridoo, Stimme) und Karen Schlimp (präpariertes Klavier, diverse Klangerzeuger): Gastspiel im Schloss Hohenberg, OÖ.
2001-02
11 Kurzfilme von 1902 bis 1912: Karen Schlimp (Klavier, diverse Klangerzeuger) und Stephan Glaubitz (Kontrabass, Tenorhorn)
Stadt ohne Juden (1924, Karl Breslauer): Der expressionistische Film wird begleitet von Karen Schlimp (Klavier, Melodica) und Stephan Glaubitz (Kontrabass)
Go West (1925, Buster Keaton): Die Cowboykommödie begleitet von Karen Schlimp (Klavier) und Kurt Edlmayr (Klarinette, Banjo).
Kohisls Töchter (1920, Ernst Lubitsch) ist nach dem Regisseur selbst „die populärste Komödie, die ich gemacht habe“; Es improvisieren Karen Schlimp (Klavier) und Magdalena König (Cello).