Ein Flügel fährt langsam durch das Land, während darauf Musik erklingt:
Musik verschiedener Stile und Richtungen und mit verschiedenen Musikern.
Bewegte Musik, bewegte Körper, bewegte Menschen.
Das Ungewöhnliche an gewöhnlichen Orten.
Musik- und Tanzimprovisation
in Kontakt mit Schaulustigen
unerwartet
unerhört
- pianomobile - das Video
- ÜBERGÄNGE PŘECHODY 2018
- Pianomobile 2017
- Die Idee
- Entstehungsgeschichte
- Unvermittelt Musik
- pianomobile 2004
- 2008 an der Elbe
- Bahno-Pianomobile
Pianomobile beim Festival „ÜBERGÄNGE PŘECHODY 2018“ in Gmünd/Ceske Velenice zwischen 26. und 29. Juli 2018.
Crossing Borders: 2017 fuhr das Pianomobile den Thayatalradweg von Schellings nach Slavonice. Mehr…
Ich hatte einen Traum: Mit einem Flügel nicht immer nur dort spielen zu können, wo einer steht, sondern frei zu sein, mobil zu sein.
Das wäre ja noch einfach: Ein Lkw, ein paar Möbelpacker und ein Klavier steht an jedem erdenklichen Ort. Aber das ist es noch nicht.
Was es wirklich ist, ist mobil zu sein: während der Fahrt spielen zu können, in Bewegung Musik zu machen. Nur das bedeutet, mit Musik wirklich unterwegs zu sein. Während die Landschaft vorbei zieht und die Umgebung sich verändert, entsteht Musik. Mobile Musik ist die Kombination von einem zeitlichen Ablauf in der Musik, gekoppelt mit einer Veränderung des Raumes, in dem sie statt findet.
Die Vision ist die Kombination zweier Bewegungen.
Die Realisierung ist ein Flügel, der lautlos durch die Landschaft gleitet. Drei Fahrradfahrer ziehen einen Fahrradanhänger mit Klavier und MusikerInnen.
Gespielt wird sozusagen: Bewegte Musik: Musik verschiedener Richtungen und Stile, Improvisiertes und Komponiertes aus unterschiedlichen Epochen.
Die Idee ist,
- Eine Kunstaktion zu initiieren, die Spaß macht
- Sport und Musik zu verbinden
- an Orten Klavier zu spielen wo normalerweise kein Klavier erklingt.
- ein bewegliches Instrument zu schaffen – mit Klavier auch Straßenmusik zu machen.
- Lebendige Livemusik und freien Tanz im Kontakt mit dem Publikum zu entwickeln.
- den Körper eines Flügels auch als Körper präsent zu machen.
Die Idee ist das Aufbäumen gegen die Unbeweglichkeit.
Entstehungsgeschichte
Inspiriert von indischen Lastenrikschas und der Vision, überall in der Natur Klavier zu spielen, ging ich ans Werk.
Ich bin immer schon gerne gereist, und war seit meiner Jugend viel unterwegs in Ländern Europas, Asiens und des Orients. Ich bin mit der transibirischen Eisenbahn nach China gefahren, ein zerlegtes Fahrad im Gepäck, und dort zwei Monate mit dem Fahrrad herum gefahren. In Marrakesch habe ich den Platz der Musiker, Märchenerzähler und Gaukler gesehen, in Indien Konzerte klassischer Musik eine Nacht lang im Freien auf der Straße gehört, in London im Park Musik verschiedener Kulturen.
Ich wollte mit meinem Instrument auch gerne unterwegs sein. Manchmal dachte ich mir, warum ich nicht Geigerin geworden bin. Die können ihr Instrument immer mittragen. Da ich aber die Liebe zum Flügel habe, mußte ich mich damit abfinden. Entweder es gibt ein Klavier oder ich kann nicht spielen.
Ich spiele gerne an ungewöhnlichen Orten. Immer wieder habe ich mir vorgestellt, mit einem Flügel im Wald zu spielen, an einem See oder im Schwimmbad. Vor allem aber auch mit einem Flügel dort zu spielen, wo er etwas Ungewöhnliches ist, wo man darüber noch staunen kann.
Die Idee gab es schon lange in meinem Kopf. Da ich seit langen Jahren auf eine neuen Flügel gespart habe und diesen jetzt gekauft habe, kann ich mein altes Studiumsklavier dafür umfunktionieren.
Ideen aus Indien wo auf Lastenrikschas unheimliche Gewichte gezogen werden und meine Liebe zum Fahrrad ergaben für mich die Kombination des fahrradfahrenden Klaviers. Ich bin selbst Extrembergsteigerin (Montblanc, Matterhorn von Italien, diverse Eistouren und Schitouren..) und auch leidenschaftliche Radfahrerin. Für mich ist das Fahrrad ein Verkehrmittel – ich wohne am Berg und fahre selbstverständlich fast jeden Tag zur Arbeit und wieder hinauf nach Hause.
Deshalb war es für mich naheliegend, diese zwei Dinge zu verbinden, weil ich auch weiß, was körperlich möglich ist.
Im Zuge der Recherchen über die Machbarkeit dieses Projektes stieß ich auf andere Künstler die in verschiedener Weise versucht haben, Musik mobil zu machen. Ich stieß auf einen kanadischen Künstler, der allein fahrradfahrend eine Gruppe von sechs Musikern auf einer Plattform durch Slowenien gezogen hat und sich von der Fahrradwerkstätte im Wiener WuK in Wien ein solches Gefährt bauen ließ. Weiters erhielt ich dann Informationen über den französischen Pianisten: Francois-Rene Duchable: Dieser stellte ein Klavier auf ein Fahrgestell mit Elektromotor und spielte damit bei einem Festival in Dünkirchen.
Deshalb war ich mir sicher, dass es machbar ist.
Geht das? Oder nicht? Oder doch? Oder doch – nicht?
Das konkrete „Machen“ war dann allerdings nicht so leicht: Ich befragte Schlosser, Bühnentechniker, HTL-Ausbildner, die Metallwerkstätte der Kunstuniversität Linz und Fahrradbauer. Der Tenor war: Sehr schwierig bis unmöglich, ich müsse in die Automobiltechnologie gehen und ähnliches. Dann traf ich Bernhard „Bernie“ Baumann von der WuK-Fahrradwerkstatt. Bernhard hat schon eine Menge Räder und Anhänger gebaut, und er meinte „natürlich geht das“. Gut, sagte ich. Dann brauche ich schnell mal eine Zeichnung für die Subventionsanträge, denn niemand kann sich darunter etwas vorstellen. Bernie setzte sich hin, und schon war eine erste Skizze auf einen Butterbrotpapier fertig (siehe oben)
Ich erteilte ihm den Auftrag, obwohl ich noch nicht wusste, ob ich das Geld dafür zusammen bekomme, aber was solls, ich musste das einfach machen. Mein Pianomobileur machte sich ans Schweißen, Bohren und Sägen.
Subventionsanträge
Ich stelle einen Antrag nach dem anderen. Es kommt eine Absage nach der anderen. Trotzdem mache ich weiter, immerhin geht es um meinen Traum, und außerdem ist das Ding bereits in Arbeit. Ich bekomme also kein Geld, aber dafür andere Unterstützung. Viele meiner Freunde und Bekannten halten mir und dem Projekt die Stange, denn sie wollten mitfahren. Günter bietet mir an, die Werbung zu übernehmen. Tom sagt im Suff zu, mir ein paar Tage seines Lebens zu schenken und hält dieses Versprechen dann auch wieder ernüchtert. Immerhin: am Schluss machen die Stadt Linz und das Land Oberösterreich mit und deckten zumindest einen Bruchteil der Kosten ab. Der Kulturbeauftragte der Stadt Linz, Peter Leisch, war hellauf begeistert und kündigte gleich an, mitzufahren. Schade, dass er dann auf Urlaub war und nicht konnte.
Deafns denn des?
Diverse Freunde unterstützen mich mit Ausreden für Polizeiprüfungen und ähnliches. So ein Klavier kann sich nämlich schnell in den Stricken der Straßenverkehrsordnungsbürokratie verheddern. Ein Anhänger ohne behördliche Zulassung geht ja noch – er darf halt nur 10 km/h schnell fahren. Aber ein Fahrradanhänger darf nicht mehr als 100 kg wiegen. Tut er auch nicht, sagt Bernie. Es steht halt nur noch ein Klavier drauf. Außerdem gibt es Ausnahmen für landwirtschaftliche Fahrzeuge. Kein Problem, dann legen wir eben einen Heuballen drunter, stellen Pflanzen aufs Klavier und bespielen sie. Dann wachsen sie besser, und das dient dann der Land- und Forstwirtschaft. Mit den Gesetzen ist es eben so eine Sache in diesem Land: In England ist alles erlaubt, was nicht verboten ist, in Deutschland alles verboten, was nicht erlaubt ist, und in Österreich alles erlaubt, was verboten ist.
Kein Durchkommen?
Beim Abfahren der Route zeigte sich das nächste Problem: Wir wollen den Donauradweg fahren, aber wie bei den diversen Schranken und Pollern vorbei kommen? Hier kam uns Österreichs Wasserkraft zu Hilfe: In jedem Kraftwerk gibt es Personal, und das Personal dort hat Schlüssel zu den Schranken. Nur wer darf die Schlüssel herborgen? nach einigem Herumgefahre lande ich bei der obersten Betriebsleitung der oberösterreichischen Donaukraftwerke, und dieser gab mir bereitwillig alles, was ich brauchte.
Damit hatte ich freie Fahrt. Nur mit wem?
Haaallooo, Pianomobilisten!
So leicht es ist, Zusagen zum Mitfahren zu bekommen, so schwierig ist es, über fünf Tage hinweg durchgehend eine Belegschaft an mindestens vier PianomobilistInnen zusammen zu bringen. Einige Anrufbeantworter hatten ihre liebe Not mit mir, und ich mit ihnen. Am Schluss hatte ich ein munteres Kommen und Gehen von Leuten, die zwischen einem und fünf Tagen mitfuhren. Am Tag der Abfahrt wusste ich noch nicht, ob sich das alles ausgeht.
Haaallooo, Pianomobile?!
Murphy’s Gesetz schlägt zu: Wenn irgendetwas schief gehen kann, dann tut es das auch. Tagelang ist Bernie mit dem entstehenden Pianomobile auf Tauchstation. Die Presseaussendung muss raus, und ich habe keine Ahnung, ob es überhaupt schon eine Schraube von meinem Fahrradklavier gibt. Egal: Die Termine stehen, jetzt höre ich auch nicht auf. Die Entscheidung, die Aussendung raus zu lassen, kostet mich schlaflose Nächte. Wird aus dem Pianomobile ein Pianomalheur, bevor es beginnt?
Endlich bekomme ich einen völlig verzagten Bernie an den Apparat. Er sei zu Hause, es gehe ihm gut, aber das Pianomobile – nun ääh – es sei noch nicht ganz fertig. Das Herz fällt mir in die Hose. Der Transporter ist gemietet, um das Werkel nach Linz zu bringen, und er steht dort noch mit den Einzelteilen rum? Ich fahre mit dem Transporter Bernie abholen, inklusive aller Einzelteile, Ersatzteile, dem Schweißgerät und dem restlichen Zimmerküchekabinett, das ein Fahrradtechniker so braucht. Die letzten Nächte schlafe nicht nur ich nicht mehr, sondern auch Bernie: Er baut am Parkplatz der Bruckneruni das Ding fertig zusammen. Tom springt ein und bastelt die Befestigung des Klaviers.
Am Abend vor der Abfahrt ist es fertig. Nur wohin damit bis morgen? Wir können es doch nicht offen herum stehen lassen. Wir stellen es einfach in die Tiefgarage unter dem Lentia.
Dann kann es endlich los gehen.
Unvermittelt Musik
Pianomobile ist nicht dazu gemacht, um explizit Musik zu vermitteln. Pianomobile tut es aber. Ein Artikel für die Fachzeitschrift „Üben und Musizieren“

Karen Schlimp am Klavier, N.N. an der Fahrradklingel. Foto: Claus Faber
„….Wieder sind wir unterwegs. Der Treppelweg neben der Donau ist schmal, unser Vehikel ist breit, und entgegenkommende Fahrradfahrer haben nicht nur etwas zu staunen, sie müssen unserer Musik auch räumlich Platz machen. Ein Läufer zieht vorbei, stutzt und lacht aus vollem Halse. Sein Lachen fließt in die Klavier-Improvisation ein, bringt auch das Klavier zum Lachen. Der Läufer hat gerade Musik gemacht….“
Ich hatte einen Traum: Ich wollte mich und mein Instrument aus der Unbeweglichkeit lösen. Ich wollte raus aus dem Konzertsaal, raus aus dem klassischen Musiker-Publikum-Setting, raus aus der Trennung von Spielen und Zuhören. Ich wollte hinein in die Natur, in Bewegung, in Interaktion, ich wollte mobile Musik. Aber mein Instrument ist das Klavier.
Die Realisierung dieses Traums ist ein mobiles Klavier: Ein 3,4 Meter langer Fahrradanhänger, darauf der alte 1.80m Flügel aus den Zeiten des Klavierstudiums, der gut die Stimmung hält. Gezogen wird das Gefährt von einem Dreier-Fahrrad, also einem Tridem. Auf der Anhängerkupplung befindet sich eine Auflaufbremse und falls es regnet ist ein Zelt für das Klavier dabei. So ist dies alles möglich: Statt dem Konzertsaal gibt es Himmel, Brückenunterführungen, Wasser oder Felsen. Statt dem klassischen Musiker-Publikum-Setting gibt es Grenzüberschreitungen durch einen lachenden Jogger. Statt stationärem Spiel gibt es Musik während der Fahrt. Statt strengen Settings zwischen Musikern und Zuhörern gibt es Menschen, die gleichzeitig Mittänzer, Mitspieler und Mitreisende sind. Statt klassischem Konzertprogramm verschiedene Musikrichtungen: improvisierte Musik während der Fahrt und an Stationen auch Literaturstücke von Bach bis Jazz und Weltmusik mit Klavier, Violinen, Cello, Saxophon und Akkordeon. Bewegte Musik, unerwartet, unerhört.
So wurde ein Traum zu Kunst im öffentlichen Raum. Piano Mobile war geboren. Im Sommer 2004 rückten wir zur Jungfernfahrt aus, auf dem Donauradweg von Linz nach Grein. 2006 fuhren wir wieder, diesmal von Grein nach Melk. Wir fuhren, soweit wir kamen, das waren rund zwanzig Kilometer pro Tag. Wir spielten, was uns bewegte und begegnete. Wir brachten Musik dorthin, wo Musik normalerweise nicht hinkommt. Auch das ist Musikvermittlung.
In Linz beginnt’s
Aus unserem Fahrtentagebuch: „Die Fahrt geht über die Donaubrücke im dichten Verkehr. Ein Busfahrer der Linz-Linien öffnet sein Fenster und genießt die Pause an der Ampel mit Musik. Schmunzelnd bestaunt er das Gefährt. Am Linzer Hauptplatz machen wir Station, mitten zwischen den modernen Quadern der gerade statt findenen Ars Elektronica. Wir sind nicht elektronisch, sondern akustisch und bilden damit einen lustigen Kontrast zu den elektronischen Welten. Interaktiv sind wir aber auch. Wir treten in Dialog mit dem staunenden Publikum. Deshalb glauben die Leute, dass wir zur Ars Electronica gehören. Wir sind umringt von Japanern mit Fotoapparaten.
Das Gefährt bewegt sich der Donau entlang. Wie der Fluss bewegt sich das Klavier und die Musik. Ich habe das Gefühl, zu schweben: Ich in der Landschaft – mit meinem Klavier – beide in Bewegung. Die Lichtreflexionen auf dem Wasser inspirieren mich, machen meine Töne strahlend, hell und lebendig. Die Tridemfahrer treten kräftig in die Pedale, die Musik treibt sie voran. Ein Schotterwerk rappelt, rumpelt und rauscht. Ich antworte mit präparierten Tönen – Musik und Geräusch sind nicht mehr zu unterscheiden. Die Durchfahrt unter der Brücke bietet für einige Sekunden eine wunderschöne Akustik. Ich lasse meine Klänge dadurch verzaubern. Plötzlich klingt es wieder trocken. Bäume säumen meinen Weg. Fahrradklingeln führen mich in ein neues musikalisches Genre. Rennradfahrer, die weder links noch rechts schauen, sondern nur möglich schnell weiter wollen, fühlen sich in ihrem Tempo gebremst. „Fahrts in die Wiesen mit dem Ding“! rufen sie empört. Andere reagieren freundlich. Die meisten staunen.
Die Kinderkrankheiten des Gefährts fällen eisern jeden Zeitplan. Erst in der Dunkelheit erreichen wir den Ausee. Wir waren schon angekündigt, sind natürlich viel zu spät, aber die Leute haben Geduld. Als uns dort noch ein Reifen platzt, kommt eine Campingplatzbewohnerin und borgt uns das Vorderrad von ihrem Sohn. Das ganze Campingdorf hilft mit, und wir performen dann im Dunklen. Die Musik reagiert: Unter Kiefern entstehen Nachtstücke, ein paar Leute stellen Kerzen auf, die Tänzer wirken in diesem Licht magisch.
In Kontakt mit Menschen und Naturgeräuschen
Mitterkirchen am Morgen: Alle sind noch verschlafen und kommen langsam zum Frühstück. Ich setzte mich ans Klavier und spiele Bach. Die e-moll Toccata, Präludium und Fuge in d-Moll aus dem Wohltemperierten Klavier. Eigentlich nur für mich. Ich liebe Bach und genieße meinen eigenen Tagesanfang mit dieser Musik. Immer mehr Stimmen kommen dazu, immer mehr Leute sitzen am Frühstückstisch im Freien und lauschen. Die Wirtin des Hauses steht ganz verschämt neben der Tür. Als ich aufhöre, kommt sie zu mir: „Gestern Abend wollte ich auch schon rauskommen aber ich musste in der Küche arbeiten. Ich hab mein Leben lang nur gearbeitet und gearbeitet, aber dass ich das Erleben darf…“ Wochen später erhielt ich einen Brief von einem der Fahrradfahrer am Tridem aus unserem Team. Er schrieb über das gleiche Ereignis: „Gestern in der Früh als du mit Bach begonnen hast, kam mir mein Vater in den Sinn, der Bach sehr mochte. Ich saß einfach da und weinte, weil das eines der wenigen Dinge war, die uns verbunden hatten.“
Wir fahren durch Maisfelder und Donauauen. Vorbei an den Höfen der dortigen Bauern. Wir treten in Dialog mit dem Publikum. Diesmal besteht das Publikum aus einer Herde Gänse auf der Wiese. Wir spielen und merken, dass die Gänse auf bestimmte Tonhöhen reagieren. Die Menschen werden plötzlich unwichtig und werden zu Zeugen eines außergewöhnlichen Schau- und Hörspiels. Spielen wir bestimmte Tonhöhen, schnattern sie ganz begeistert. Spielen wir Musik ohne diese Töne, wendet sich plötzlich die ganze Herde ab. Mit „ihren“ Tönen locken wir sie wieder herbei: Improvisation mit b,h,und f für Saxophon und Klavier.
Am Nachmittag müssen uns zwei Fahrradfahrer verlassen. Plötzlich stehen wir da, mit zu wenig Fahrradfahrern, um das Klavier zu ziehen. Wir hatten gerade an einer Kreuzung im Dorf gespielt. Viele Schaulustige haben sich versammelt. Nach kurzer Überlegung erklären sich zwei Frauen bereit, den heutigen Tag mit uns zu fahren und schwingen sich beherzt auf das Tridem. Als es Abend wird und wir eine Übernachtung suchen, führen sie uns in den Innenhof eines Vierkanters der Familie Fürst. Freunde, bei denen sie zum Grillen eingeladen waren, kommen und bringen uns, was sie gegessen hätten: Brot und Fisch. Ich fühle mich wie in der Bibel. Plötzlich biegen sich die Tische für alle die kommen. Auch auswärtige Musiker, Tänzer, Radfahrer und Zuhörer, die uns am Radweg gesucht hatten, finden uns dort. Eine Jamsession entsteht. Es wird ein unvergesslicher Abend. In der nächsten Gemeindezeitung stand folgender Leserbrief: „[…] Von Einwohnern an dem Hof erlebten wir eine Gastfreundschaft und Großzügigkeit, wie sie nur selten zu finden ist. Es war so rührend, dass mir die Augen nass wurden. Als Dankeschön erlebten wir ein Konzert mit Klavier, Flöte, Gesang, Percussion und Tanz, wofür ich als Zuhörerin allen danken möchte. Solche Erfahrungen mache ich normalerweise nur auf Reisen im Ausland mit der Gewissheit, dass unserer Mentalität eine Berechnendere ist.“
Morgenmusik in Hößgang- Mondmusik in Pöchlarn
Gestern Abend hat es geregnet, deswegen steht das Piano Mobile in der Garage eines Bauern. In der Früh holen wir es nun heraus. Als wir wegfahren, spiele ich. Der Bauer sagt, für so etwas hätte er sowieso keine Zeit. Trotzdem bleibt er stehen und schaut uns noch fasziniert nach. Wir fahren den Fluss entlang, genießen Ambiente, Musik und Fahrradfahren. An einem Platz mit großen Steinen im Wald bleiben die Fahrradfahrer stehen. „Hier kann man nicht einfach vorbeifahren diesen Ort muss man auskosten,“ sagen sie. Piano Mobile bekommt seine Eigendynamik. Obwohl von mir als Musikerin initiiert, entscheiden die Fahrradfahrer, dass sie jetzt an diesem Ort verweilen wollen. Sie beginnen mit Naturmaterialien zu musizieren. Ich steige mit dem Klavier ein.
Abends kommen wir nach Pöchlarn. Der Mond geht auf, als wir in die Geburtsstadt von Oskar Kokoschka einfahren. Das Museum hat längst zu. Um diese Jahres- und Tageszeit sind wenige Leute auf der Straße. Wir fahren beim Übungsplatz für Skateboarder vorbei, an der Jugendliche mit Baseballkappen und Schlabberhosen herumsitzen. Es ist schon fast dunkel, nur das Mondlicht beleuchtet unsere fahrende Musik:Klangmethamorphosen für Klavier, Saxophon, Akkordeon. „Das hat Sex“! rufen sie uns nach.
Im Zentrum machen wir Halt und spielen bei einem Lokal im Freien Jazz und Klassik. Jugendliche hocken mit Bierflaschen am Straßenrand und freuen sich, dass was los ist. In diesem Zustand lassen sie sich sowohl von Jazz als auch von Klassik begeistern. Als wir Ihnen unsere Postkarten zum Verkauf anbieten sagen sie: „Ja das ist cool, das unterstützen wir.“<//i>
„Spinnst du?“ „Die spinnen!“
Inzwischen waren wir im Fernsehen.
Wir fahren auf dem Fahrradweg, immer wieder versuchen uns Leute aufzuhalten. Eine Autofahrerin sieht uns, lässt ihr Auto mitten auf der Straße stehen und rennt uns nach. „Da ist es! Endlich habe ich es gefunden.“ Der erste Medienbericht löst eine Lawine aus. Es entsteht ein Wettstreit zwischen den Leuten, wer es wohl schon gesehen hat. So schnell wird man von der Verrücktheit zur Attraktion.
Als ein Journalist uns zuvor suchte und die Vorbeifahrenden fragte: „Haben Sie ein Klavier am Fahrradweg gesehen?“ war die Gegenfrage: „Sind Sie betrunken?“ oder er erntete eindeutige Handzeichen an der Stirn. „Du spinnst“, sagte ihm ein Passant.
„Du spinnst“ sagten sie die Leute auch zu mir, als ich auf der Suche war nach Konstrukteuren für mein fahrendes Klavier. Es dauerte einige Jahre, bis aus meinem Traum Wirklichkeit wurde. Leicht war es nicht.
„Wie kommt man auf so eine Idee?“
Als Pianistin fühlte ich mich mit meinem Klavier immer an bestimmte Räume gebunden. Zu meinen schönsten Erlebnissen gehört, wenn ich Konzerte in ungewöhnlichen Räumen spielen kann: Zum Beispiel mit dem Flügel in Kirchen zu musizieren, den Raum als Partner zu erleben und mit dem Hall zu experimentieren.
Was mich außerdem fasziniert, ist wenn Klang in Bewegung ist. Ich beneidete immer meine Musikerkollegen mit mobilen Instrumenten, mit denen sie durch den Raum gehen konnten. Weiters bin ich ein Mensch, der sich am liebsten in freier Natur aufhält und gerne unterwegs ist. Diese Sehnsüchte weckten in mir die Vision eines mobilen Klaviers.
Die Realisierung war ein langer, schwieriger Weg: Finanzielle Mittel und fachkundige Konstrukteure sind nicht leicht zu finden. Aber durch Erfahrungen die ich in anderen Ländern gemacht hatte, ließ ich nicht locker: Ich war in China und Indien, und habe erlebt, dass so gut wie alles auf ein Fahrrad passt, was wir Europäer für unmöglich halten würden. Ich werde nie das Bild vergessen, als ich einen chinesischen Mann sah der mit Frau, Kind und einem Schaf auf einem einzigen Fahrrad unterwegs war. Die Antwort, dass das mit einem Klavier nicht ginge, hielt mich nicht von meinem Traum ab. Warum nicht auch ein Klavier ziehen, wenn indische Lastenrikschas mit einem Fahrerradfahrer hunderte Kilos am Anhänger haben?
Piano Mobile bewegt nicht nur mich, sondern auch viele andere
Piano Mobile ist die Realisierung des Traums, das Klavier und mich beweglich zu machen. Es ist nicht als Musikvermittlungsprojekt gedacht, es war ja unvermittelt!
Trotzdem vermittelt es Musik:
Pianomobile ist ein Gesamtkunstwerk
Die Musik kommuniziert mit der Umgebung
Es ist Kunst im öffentlichen Raum
Es müssen keine Konventionen erfüllt werden, was allen Beteiligten freien Handlungsspielraum erlaubt
Pianomobile spricht bei den Leuten unterschiedliche Ebenen an (die künstlerische, die technische, die emotionale)
1) Piano Mobile ist ein Gesamtkunstwerk
Musik erklingt an Orten, an denen man sie normalerweise nicht erwartet. Die Natur bildet den Raum. Das Ambiente am Fluss, im Dorf, im Wald wird zur Kulisse zum Bühnenbild. Es handelt sich um ungewöhnliche Aufführungsorte, die zum integralen Bestandteil der Performance werden. Optisches, Akustisches und Emotionales aller Teilhabenden fließen ineinander.
2) Die Musik kommuniziert mit der Umgebung
Die Musik, die gespielt wird, reagiert auf die Umgebung und kommuniziert so mit den äußeren Einflüssen: Erstens im musikalischen Sinn, in dem Naturgeräusche in die Musik integriert wurden.
Zweitens reagiert sie im inspirativen Sinn: Die Landschaft, die Stimmung beeinflusst die improvisierenden Musiker, in der Wahl der Tonart, der Klänge, des Tempos und mehr.
Drittens reagieren die Musiker dort, wo sie Station machen, auch auf die Zuhörer. Fragen wie: Welche Menschen sind da, in welcher Stimmung sind sie, welche Musik wird ausgewählt, fließen in die Performances ein. Im Repertoire sind Klassik, Jazz und avantgardistische Musik. Manchmal wird auch bewusst mit Gegensätzen gespielt: In einem Ambiente, in dem die Leute normalerweise nur Blasmusik hören, bewusst klassische Musik eingesetzt, um Ihnen die Möglichkeit zu geben, sich auch einmal auf etwas anderes einzulassen. Überraschenderweise sind die Zuhörer geblieben.
Auch einem Landpublikum, das auf einer Wiese wartete, wurde zeitgenössische Musik zugemutet. Da die Leute aber der Entstehung des Stückes aus Klängen der Umgebung wahr nahmen, wurden sie neugierig und fingen selbst an, daran teil zu nehmen: Sie warfen Steine in den danebenliegenden See und horchten, wie die beiden MusikerInnen dieses Geräusch mit ihren Instrumenten aufgriffen und in ihrem Improvisationsstück verarbeiten.
3) Es ist Kunst im öffentlichen Raum
Es ist Kunst, die an ungewöhnlichen Orten stattfindet. Man muß nicht einmal dorthin gehen oder stehen bleiben. Es ist Musik, die vorbei kommt, aber auch wieder wegzieht. Bevor man sie realisiert hat, ist sie schon wieder entschwunden. Dort, wo sie stattfindet, werden aber auch die Menschen miteinbezogen, sie sind „Bestandteil“ des Ambientes, in dem Kunst stattfindet.
Piano Mobile bringt Kunst zu Menschen, die auf Grund ihrer sozialen Zugehörigkeit oder Generation kaum Kontakt zu Kunst haben. Durch den Effekt des Ungewöhnlichen entsteht dieser Kontakt. Als wir zur Mittagszeit durch ein kleines Dorf radelten, rufen Jugendliche aus dem Fenster eines Wohnblocks „Jöh! – Klassik auf Rädern!“
4) Es müssen keine Konventionen erfüllt werden, was allen Beteiligten freien Handlungsspielraum erlaubt
Piano Mobile ist „unerhört öffentlich“, besonders durch das Überraschende, das wahllos jeden Anwesenden mit Kunst beschenkt, ohne vorher Bedingungen zu stellen: Man muss kein Veranstaltungsprogramm lesen, kein Konzert auswählen, keine Karten kaufen, keinen Termin einhalten, sich nicht besonders Kleiden, keinen Konzertsaal aufsuchen, nicht zuhören, nicht an den richtigen Stellen applaudieren und nicht ruhig sitzen. Die Zuhörer müssen nicht entscheiden, ob es ihnen gefällt. Es ist kein Zwang, das Erlebte einordnen zu müssen. Auch wir Musiker sind frei in unseren Handlungen, zu spielen so lange wir wollen und was wir wollen. Wir müssen weder „gefallen“ noch „aufrühren“, wir müssen nichts erzielen und unterliegen keinem vorbestimmten Auftrag. Da es so ungewöhnlich ist, bricht es kulturelle Gewohnheiten auf. Die Menschen rannten der Musik nach oder luden sie ganz spontan ein: „kommt doch zu uns…“ hieß es des öfteren.
5) Vielschichtige Ebenen werden angesprochen (künstlerische, technische, emotionale)
Künstlerische Wirksamkeit hatte die Aktion, weil es etwas Neues ist. „Es ist so poetisch“ sagte eine Zuhörerin. Weil die Menschen so etwas noch nie gesehen haben, stehen sie dem Ganzen unvoreingenommen gegenüber. Möglicherweise sind dadurch viele Menschen offen, auch zeitgenössische Musik zu hören, die sie sich sonst nie anhören würden.
Oft werden Fragen nach den technischen Details gestellt: „Wie ist denn das Gefährt gebaut? Wie ist es gebremst? Die Fahrradfahrer waren damit auf einer Ebene angesprochen, die sie sonst auch interessiert. Durch das Interesse an den technischen Problemen und seinen Lösungen werden sogar einige hinter dem Ofen hervorgelockt, die sonst kein Klavier von nahe betrachten würden.
Manche Radreisende haben sogar aktiv teilgenommen und mitgezittert, ob das Fahrrad-Klavier gut bremst, oder mitgeschoben, wenn es bergauf ging. Auch Verbesserungsvorschläge zum Gefährt wurden gemacht und bei Pannen waren sofort unzählige Helfer zur Stelle. Identifizierung, der Wunsch dabei zu sein, daran teilzuhaben, dazu zu gehören kam bei vielen durch. Die Aussprüche „unser Piano Mobile“ „wir haben es schon gesehen….“ drücken das aus. Jeder will erzählen was er/sie in der Begegnung mit dem Piano Mobile erlebt hat.
Piano Mobile hat die Menschen manchmal tief berührt, und mir als Pianistin war nicht klar, warum. Ich spiele manche der Literaturstücke auch im Konzertsaal und sie berühren das Publikum, meiner Einschätzung nach, nicht so, wie auf dieser Klavierreise. Die Wiener Philosophin Dr. Margarete Wenzel, die dem Piano Mobile begegnete, beschreibt mir ihren Eindruck so:
„Pianomobile ist eine Verbindung scheinbar unvereinbarer kultureller Felder, wenn, ja, wenn das Piano nicht motorisiert, sondern per pedes und pedalo seiner Wege geschuftet wird, zärtlich und handfest zugleich. Bei aller Intimität in der Überwindung eines privaten Paradoxons (fahrradfahrende Pianistin) ist dieses Ereignis zugleich für jede/n, der/die es sieht ein „Mahnmal“, ein Event, ein Stein des Anstoßes, eine Mutmachnummer, die Lebensträume und verschrobene Wünsche aus dem Reich des für unmöglich Gehaltenen zurückholt. Selbst die Gesetztesten, Sesshaften haben in irgendeinem Winkel ihrer Seele einen gelebten oder ungelebten Sehnsuchtstraum. Wenn Du „pianomobil“ wirst, setzt Du Zeichen für „absurde“ Herzenswünsche, die ihren Sinn offenbaren und noch vieles drüber hinaus bewirken. Wenn jemand die Energie auf sich nimmt, die Mühe, das Augenleuchten, die zu überwindenden Hindernisse und Konfrontationen, die Knochenarbeit zur Verwirklichung des eigenen (scheinbar) absurden Herzenstraumes, dann werden auch die eigenen weggelegten Herzensträume wieder wach. Das ist das (Kunst)werk (Kunst hat soziale und psychische Wirkungen) Piano Mobile.“
Artikel erschien in der Fachzeitschrift „Üben und Musizieren“)
Das Tour-Tagebuch 2004
Aus dem „Weinberger“
Tag eins
Die Abfahrt des Trosses findet um 11 Uhr bei der Bruckneruni statt. Über den Linzer Hauptplatz und den Pleschingersee geht die Fahrt bis zum Ausee in Asten. Schon am ersten Abend, bei einem Nachtkonzert mit Kerzenschein im Campingdorf, entsteht diese einmalige magische Stimmung, welche die Gruppe der Künstler fünf Tage bis nach Grein trägt. Tanzaktionen, klassische und zeitgenössischer Musik, magisch, abgehoben, eine andere Welt.
Tag zwei
Der Tag der Reparaturen. Die Kinderkrankheiten der Prototypenkonstruktion brechen unverwandt aus. Gnadenlos strecken Patschen und Felgenknicke alle Zeitpläne nieder. Aber es ist zu spät: Die Musiker und Tänzer der Gruppe sind nicht mehr verwundbar durch Weltliches, wie geregelte Abläufe: In einer Art Blase, einer kollektiven Gruppenaura künstlerischer Natur gelangen die Künstler abends nach Abwinden. Die musikalische Abendandacht beim Radlerwirt unter dem Nussbaum wird keiner der Dabeigewesenen vergessen.
Tag drei
Zwei Radler vom Tridem müssen wieder nach Hause. Zufallsbekanntschaften aus Mauthausen, zwei Einheimische, übernehmen spontan die Zugaufgaben und radeln mit bis zu einem schönen Mühlviertler Vierkanter. Im Innenhof das obligate Abendkonzert mit Reinhard Gagel, einem Deutschen Gastpianisten.
Tag vier
Entlang der Donau, zwischen Maisfeldern, am Wald entlang, Musik in Bewegung. Abends im Moserhof von Mitterkirchen. Eine Musik- & Tanzperfomance begeistert das Publikum. Mit Dinkelnudeln und frischem Salat bedanken sich die Wirtsleut.
Tag fünf
Die Schlussetappe. Ohne technische Probleme, getragen von Inspiration und Gelassenheit, musizierend bis nach Grein. Auf dem Marktplatz dann das Abschlusskonzert: Wehmut zum Abschied, Improvisationen, Tanzperformance – und das Publikum macht mit. Grein tanzt.
Pianomobile 2008 an der Elbe
Unerhört: Pianomobile fährt wieder. Bei den Klaviertagen Unterelbe, von 14. bis 18. Juli 2008.
Vom 14. bis 18. Juli 2008 gab sich Pianomobile die Ehre, Norddeutschland zu erfahren und erfahren zu lassen. Anlass waren die Klaviertage Unterelbe, im Zuge dessen Pianomobile als Workshop-Instrument eingesetzt waren – unterwegs, wie üblich.

pianomobile in Stade an der Elbe. Foto: Claus Faber

pianomobile als Workshop – entlang der Elbe. Foto: Claus Faber
Pianomobile ist ein Instrument der Vermittlung
Es vermittelt Musik an Orten, an denen man Musik üblicherweise nicht antrifft. Es vermittelt Musik außerhalb der strengen Normierungen des Konzertsaals.
Pianomobile vermittelt Musikern freies Spiel
Es vermittelt auch dem Musiker bzw. der Musikerin den Umgang mit dem eigenen Spiel außerhalb dieser Kontexte – sich von der Umgebung inspirieren lassen, sich frei spielen, für sich und die Natur zu spielen. Im Rahmen einer Workshopserie bei den Klaviertagen Unterelbe war Pianomobile das Instrument, um NachwuchsmusikerInnen den Umgang mit Improvisation und verschiedenen Kontexten zu vermitteln.
In einer Kombination aus Improvisationsworkshops am Vormittag und der Ausfahrt mit dem Pianomobile am Nachmittag entstand ein Kurskonzept mit dem Ziel, sich auf die Umgebung, die Menschen, die Stimmung einzulassen und diese in das eigene Spiel zu integrieren. Landschaften können zu bestimmten Stücken oder Improvisationen inspirieren. Das Publikum und die Stimmung unterwegs und am Zielort bestimmen die Wahl des Repertoires und die Art der Kommunikation mit den Zuhörern. Gelernt wurde in diesem Workshop, das eigene Repertoire situationsbedingt einsetzen zu können.
Präsenz lernen
Im Freien zu spielen, verlangt auch vom Spieler eine ganz andere Konzentration als in Räumen, in denen die Akustik mithilft. Im Freien ist es der Spieler der mit der Umgebung den Performanceraum schafft. Weiters ging es darum, wie man spontan auf unvorhersehbare Situationen musikalisch reagieren kann. Dazu dienten Improvisationsübungen und Übungen mit dem eigenen Repertoire.
Wie wirkt mein Stück wo?
Wie wirkt mein Stück in welcher Umgebung? Wie klingen die Estampes von Debussy neben den Wellen der Elbe, oder wie wirkt Mozarts C-Moll-Sonate in den Obstgärten? Wie klingt eine Fuge von Bach, wenn ein Regenguss die Pianomobile-Crew unter die Regen Regenplane treibt? Diese Neu-Kontextualisierung öffnet die Pforten zu einem tieferen Verständnis des eigenen Repertoires.
2010 fuhr das pianomobile auch Bahn – auf der Fahrraddraisinenstrecke in Ernstbrunn. Mehr Infos hier: bahnopianomobile